Objekt #71

Arnold Schönberg
Die Jakobsleiter, Die Seele
Particell
1917

Arnold Schönberg Center, Wien

»Das neue und das alte Testament zeigen an vielen Stellen deutliche Spuren eines ursprünglich vorhanden gewesenen und dann wieder verdunkelten Glaubens an die Wiedergeburt und eine von diesen Stellen ist die Erzählung, die Jakobs Traum von der Himmelsleiter darstellt. Hierauf anspielend, hat Schönberg sein auf dem Drama der Reinkarnation beruhendes Oratorium ›Jakobsleiter‹ betitelt. [...] Ich bin überzeugt, daß künftige Generationen Schönbergs Oratorium als eine Art geistiger Durchbruchsschlacht empfinden werden, durch welche die ganze Front des Materialismus auf, gerollt und für alle Zeiten vernichtet wurde. So lange man nämlich nicht an die Wiedergeburt glaubt, ist die Annahme einer gerechten Weltordnung eine Absurdität, ja schon das Streben nach ihr eine Vermessenheit, da ja die Tatsachen immer aufs neue den vollendeten Triumph des Bösen zu beweisen scheinen. Aber dieser Beweis wird in dem Augenblick hinfällig, in dem eine neue Verkörperung der gleichen Seele Platz für die Erledigung unbeglichener Rechnungen schafft.« (Walter Klein, Das theosophische Element in Schönbergs Weltanschauung, 1924)